Herr Dr. Thomas Rauen ist Naturfotograf aus Osnabrück. Für den Neurobiologen ist die Naturfotografie nicht nur Hobby sondern eine Leidenschaft, die fast seine gesamte Freizeit ausfüllt. Oft kommt er auf die Flächen der Stiftung Schoellerhof, um auf die Jagd nach einzigartigen Motiven zu gehen.
Wie kamen Sie auf die Idee Naturfotograf zu werden und seit wann sind Sie Naturfotograf?
Schon von Kindesbeinen an habe ich nichts lieber getan, als mich alleine in der freien Natur zu bewegen. Nach besonderen Momenten wie die Sichtung seltener Tier- oder Pflanzenarten, spannenden Verhaltensweisen oder auch nur einzigartigen Lichtbedingungen, kam natürlich der Wunsch auf, diese Augenblicke auch mit anderen teilen zu können. Für diesen Zweck eignet sich natürlich die Fotografie oder auch das Filmen, wobei ich die Fotografie bevorzuge, weil sich mit Naturfotografie nicht nur Naturphänomene dokumentieren lassen sondern auch die besondere Emotionalität des Moments festhalten lässt. Im weitesten Sinne bin ich Naturfotograf seit meiner Jugendzeit. Allerdings waren die technischen und vor allem finanziellen Möglichkeiten für eine entsprechende Fotoausrüstung beschränkt, so dass ich erst in den letzten 10 Jahren “ernsthaft“ der Naturfotografie nachgehe.
Herr Dr. Rauen, seit wann kommen Sie regelmäßig zu den Flächen der Stiftung Schoellerhof?
In der Gegend bin ich seit ca. 1985 regelmäßig unterwegs. Für mich als Naturfotograf aus dem nördlichen Osnabrücker Raum ist der Bereich Recker Moor, Düsterdieker Niederungen, Seester Feld bis zum Haler Feld sozusagen mein Heimatrevier. Speziell auf den Flächen der Stiftung Schoellerhof bin ich seit 4-5 Jahren aktiv. Von Beginn an war ich von dem Konzept der Stiftung Schoellerhof fasziniert, da mit den renaturierten Flächen der Stiftung der Brückenschlag zwischen den Naturflächen Recker/Mettinger Moor und Düsterdieker Niederungen sowie Seester Feld bis zum Haler Feld geschaffen wird. So entsteht ein großer zusammenhängender Naturraum, der unterschiedlichsten seltenen Tier- und Pflanzenarten eine Zukunft bietet, die sie in inselartigen Naturschutzgebieten nicht hätten.
Warum fühlen Sie sich gerade hier (Schoellerhof-Flächen?) so richtig wohl als Naturfotograf?
Auf den Flächen der Stiftung Schoellerhof finden sich nahe beieinander unterschiedlichste Biotoptypen. Zum einen gibt es mehrere flache Teiche, die verschiedenste Amphibien, Libellen, wasserlebende Insekten und Vögel anziehen. Andererseits finden sich trockene, sandige Flächen / Magerrasenflächen, die in der heutigen Agrarlandschaft Seltenheitswert haben und z.B. dem Sandlaufkäfer, Bläulingen und den dort typischen Pflanzen eine Heimat bieten. Neben diesen Gebieten finden sich krautige und bewaldete Flächen, die für Hase, Reh, Fuchs, Bunt- und Schwarzspecht Lebensraum sind, d.h. auf überschaubarem Raum hat der Naturfotograf eine Vielzahl von Motiven, die bei jeder Jahreszeit eine erfolgreiche Fotopirsch versprechen.
Für welche Arten, die auf dem Schoellerhof vorkommen, interessieren Sie sich besonders?
Zu Beginn haben mich die offenen Wasserflächen angezogen. Dort hat man die seltene Gelegenheit, Großlibellen und Schwalben über dem Wasser beobachten zu können. Besonders angetan haben es mir die Rauchschwalben, die an heißen Sommertagen zum Trinken und Baden die Teiche in großer Zahl aufsuchen. Rauchschwalben fliegen mit ca. 20 m/s, trinken und baden im Flug und das gerne in unvorhersehbaren Flugbahnen. Trinkende oder badende Rauchschwalben im Flug zu fotografieren, ist nicht nur einen enorme Herausforderung für den Fotografen sondern auch für die Ausrüstung. Wenn dann nach tage- und wochenlangen Versuchen endlich ein vorzeigbares Bild entsteht, ist man natürlich glücklich. Großlibellen, wie z.B. die farbenprächtige Große Königslibelle, im Flug zu fotografieren, gelingt bei passenden Wind- und Lichtbedingungen etwas einfacher aber benötigt auch viel Zeit und vor allem Glück. In diesem Jahr ist geplant die Große Königslibelle im Jagdflug festzuhalten. Jetzt im Frühjahr freue ich mich über laichende Grasfrösche, Erdkröten und später über Teichfrösche. Oberste Priorität in der Naturfotografie ist allerdings die schonende Vorgehensweise bei der Beobachtung und Fotografie der Tiere und Pflanzen vor dem Objektiv, so dass Störungen oder Schädigungen absolut vermieden werden. Deshalb nutze ich alle technischen Möglichkeiten, z.B. lange Brennweiten oder Fernsteuerungseinrichtungen, die mir zur Verfügung stehen. Anders als paarungsbereite Erdkröten reagieren laichende Grasfrösche sehr empfindlich auf Annäherung. Es könnte sich schließlich um einen Fressfeind handeln. Um diese Tiere störungsfrei fotografieren zu können, habe ich in diesem Jahr eine Fernsteuerungseinrichtung für die Kamera eingesetzt. Die Kamera wird dann in den kühleren Morgenstunden auf einem Stativ in den Teich gesetzt und man wartet bis die Tiere bei steigenden Temperaturen in der Mittagszeit aktiv werden. Da die Kamera beim Eintreffen der Frösche vor Ort ist, wird sie als nicht störend empfunden und es gelingen beeindruckende Nahaufnahmen aus Froschperspektive. Die Wartezeit nutze ich gerne, um z.B. Hasen, Rehe, Fasanen usw. zu fotografieren, die zum Trinken an die Teiche kommen.
Welches war die größte Überraschung an Artenvorkommen für Sie, als Sie es entdeckt haben?
Eindeutig der Baumfalke und Wespenbussard, die ich im letzten Sommer auf den Flächen der Stiftung Schoellerhof beobachten konnte. Den Baumfalken konnte ich bei der Jagd nach Königslibellen und anderen Großlibellen über den Teichen beobachten. Leider war es zu Dunkel, um fotografieren zu können. In diesem Jahr hoffe ich auf mehr Glück. Gleiches gilt für den Wespenbussard, der sich verlässlich auf den Flächen des Schoellerhofs in den Sommermonaten aufhält. Besonders beeindruckend sind beim Wespenbussard seine leuchtend gelben Augen.
Was unterscheidet die Biotope der Stiftung Schoellerhof von anderen, in denen Sie sonst auf der Lauer liegen?
Wie bereits oben gesagt, zeichnen sich die Flächen der Stiftung Schoellerhof durch unterschiedliche aber nahe beieinanderliegende Biotoptypen aus, die auf relativ kleinem Raum eine hohe Biodiversität (Biologische Vielfalt) schaffen. Darüber hinaus verbindet die Schoellerhoffläche zwei größere Naturräume (Recker/Mettinger Moor mit den Düsterdieker Niederung und dem Seester/Haler Feld) miteinander, die bei weiterer Renaturierung der Schoellerhofflächen erwarten lassen, dass hier ein wertvoller Naturraum für Wildtiere und Wildpflanzen entsteht, der nicht nur für Naturfotografen interessant ist und sicher zur Erhöhung der Lebensqualität insgesamt beiträgt.
Wo kann man sonst noch ihre Arbeiten bewundern?
Weitere ausgewählte Bilder finden sich auf der Seite (www.fotoforum.de/user/dr-thomas-rauen) des fotoforum-Verlags.
In 2014 haben wir uns – 7 Naturfotografen/Naturfreunde aus Osnabrück – als Naturfotografen Osnabrück zusammengeschlossen, um mit fotografisch ansprechenden Bildern der Öffentlichkeit zu zeigen, wie schön und wie verletzlich unsere Natur ist. Mit unseren Bildern möchten wir für den Erhalt und Schutz unserer Natur in nächster Umgebung werben und planen zu diesem Zweck Bildausstellungen, die einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.